#37 – Fliesen

Puh, ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll, am besten positiv. Nun, die Fliesenleger waren freundlich und bemüht. Die Beratung war gut und das Angebot aufgrund einer detaillierten Kostenaufgliederung sehr transparent. Die Geschäftsgebaren und die Qualität der Arbeit war hingegen eine Zumutung. Das Gewerk war mit eines der anstregendsten für mich in der ganzen Bauzeit.
Angefangen mit der Aufpreisorgie bei der Bemusterung, die fast dazu geführt hat, dass ich die Fliesenarbeiten noch nachträglich aus dem Festpreis rausgenommen hätte.
Aber beginnen wir mal von vorn.

Da ich vor der Vertragsunterschrift ein so genaues Bild wie möglich über die Bemusterungskosten erhalten wollte, fragte ich den für uns zuständigen Vertriebler der EKB Massivhaus nach dem Fliesengeschäft, in dem wir uns später die Fliesen aussuchen würden. Genannt wurde uns der BauPark Mobau Wirtz & Classen und so fuhren wir kurzerhand nach Hückelhoven. In der wirklich tollen Badausstellung mit unheimlich vielen Musterbädern fanden wir dann auf Anhieb unser Wunschbadezimmer, oder sagen wir eher die Wunsch-Fliesenkombination:

  • Marazzi Clays Lava 75×75 cm
  • Marazzi Clays Cotton 75×75 cm
Musterbad im Mobau Wirtz & Classen in Hückelhoven

Mit dem Fliesenmaß von 75×75 cm wichen wir jedoch von den in der EKB Zusatzbaubeschreibung festgelegten Standardmaßen (40/40 cm oder 30/60 cm) ab, weshalb ich den Vertriebler der EKB bat, mir vorab den Verlegemehrpreis für die großformatigen Fliesen beim Fliesenleger zu erfragen, dem er selbstverständlich auch nachkam.
Mit dem Verlegemehrpreis, den Materialmehrkosten und den zu fliesenen Quadratmetern ermittelte ich das von uns benötigte Budget und packte noch eine kleine Summe X für die höherwertigen Edelstahl-Eckschienen drauf.
1,5 Jahre später fand dann die Bemusterung vor Ort im besagten Mobau Baupark mit dem Fliesenleger aus Wassenberg statt. Das oben abfotografierte Muster-Badezimmer gab es immer noch und die ausgewählten Fliesen waren lagerhaltig, perfekt. Das Beratungsgespräch war angenehm und zeugte von viel Erfahrung und guten Ideen.

Da ich jedoch in der Bauherren Facebook-Gruppe viele traurige Geschichten zum Thema Fugenbild gelesen hatte (wenn man hier nicht mit Verstand an die Sache geht, kommen plötzlich an irgendeiner Stelle schmale Fliesenstreifen oder unschönes Stückwerk zu Stande), schob ich die Fliesen maßstabsgetreu in meinem 3D-Modell so lange hin und her bis der bestmöglichste Kompromiss aus Symetrie und Verschnitt zu Stande kam.
So ließ ich dem Firmenchef nach dem Bemusterungsgespräch noch das Fugenbild aus meinem 3D-Modell mit ein paar Erklärungen zur Angebotserstellung zukommen.

Das Angebot kam relativ schnell, war sehr transparent, enthielt aber Kostenpositionen, die nicht nachvollziehbar waren.
Angefangen damit, dass der Verlegemehrpreis für die großformatigen Fließen um 37% höher veranschlagt wurde, als zuvor bei der EKB erfragt (nein, der Fliesenleger wurde zwischenteilich nicht gewechselt), gefolgt von einer vierstelligen Mehrpreisforderung für das Verlegen der Fliesen im s.g. Fugenschnitt, also quasi der Wunsch, dass die Fugen der Wand- und Bodenfliese ineinander übergehen…ja wie den sonst, möchte man laut und voller Unverständnis rufen!
Dazu waren die berechneten Flächen leicht nach oben abweichend.

Tja, es folgten für mich sehr anstrengende Schriftwechsel und ärgerliche Telefonate, unter dem Druck der bereits ausgesprochenen Wohnungskündigung und dem nun drohendem Verzug…

Erst als ich EKB darum bat mir die Gutschrift für die Fliesenarbeiten zu erstellen oder einen alternativen Fliesenleger zu nennen, konnte eine Einigung erzielt werden, die mich trotzdem noch 500 €, der nicht nachvollziehbaren Mehrpreisforderungen kostete.

Dann gingen die Arbeiten endlich los. Die Ausführung der Abdichtung unter den Fliesen in den Feuchträumen hatte mein unabhängiger Bausachverständige für gut befunden und so konnten die Fliesenarbeiten beginnen.

Der Qualitätsanspruch an die eigene Arbeit des Fliesenlegers war jedoch, sagen wir mal, problematisch.
So musste ich den Fliesenleger auf mehrere Milimeter große Abplatzer in diversen bereits eingeklebten Fliesen hinweisen, die er dann, freundlich wie er war, auch sofort austauschte. Wie an der Duschnische zu sehen ist, war der zweite Versuch nicht immer von Erfolg gekrönt, was den Fliesenleger aber nicht daran hinderte, die Fliesen trotzdem zu verarbeiten.

Die 7 cm zu tief gefliesten Fensterbank des rechten Fensters im Dusch-WC, musste ich auch bemängeln. Ich will dem Handwerker nicht erklären müssen, dass diese natürlich auf der gleichen Höhe sein muss, wie die Fensterbank/geflieste Abkastung links daneben. Also musste auch hier die Fliese wieder entfernt, unterfüttert und wieder erneut eingeklebt werden.

Höhendifferenz aufgefüllt mit Rotband kurz vor dem Verspachteln in Eigenleistung

Der ursprünglich so teuer angebotene Fugenschnitt ging ebenfalls in die Hose. Die Mitte der Armatur wurde hier um ca. 1 cm verfehlt.

Die gewählte Silikonfugenfarbe hatte zwar die gleiche Farbbezeichnung wie die Fliesenfuge (Basalt), sah aber wie ein synthetischer grauer Fremdkörper in einer natürlichen Steinumgebung aus. Jetzt kann man sagen, dass das Klagen auf hohem Niveau ist, aber wenn ich Fliesenleger wäre, dann hätte ich die Ottoseal S100 Farbkarte immer dabei und würde den Kunden frühzeitig die Auswahl selber treffen lassen. So durfte ich alle Silikonfugen abkleben und hauchdünn mit einem farblich passenderen Silikon der Firma Ottoseal überstreichen.

Vor der Korrektur: Ottoseal S100 Basalt C1105
Abkleben aller Silikonfugen in Eigenleistung
Nach der Korrektur: Wesentlich unaufdringlicher, Ottoseal S100 Betongrau C56

Von den fünf Bodenfliesen, die nochmal rausgekloppt werden mussten, weil die vom Fliesenlegerkollegen in der Laibung notierte Aufbauhöhe des angrenzenden Parketts ignoriert wurde, habe ich keine Fotos.
Aber auch hier musste ich mich gegen einen aufgebrachten Junior-Chef durchsetzen, der erstmal plädierte, den Estrich im Nachbarraum zu schleifen, um mit dem Parkett tiefer zu kommen. Bei Parkett im Fischgrätmuster unmöglich. Gott sei Dank wollte der Parkettleger in der gleichen Woche den Raum legen und prüfte erstmal die Fliesenhöhe…

Weiter ging es mit gerissenen Fliesen hinter beiden WCs, infolge von unvorteilhaften Fliesenausschnitten. Auch hier waren zumindest im Dusch-WC zwei Nachbesserungsversuche von Nöten, bis man verstanden hatte, dass das Villeroy & Boch Subway 2.0 WC auf eine Konsole aus Kunststoff montiert wird, welche wiederum mit einer relativ kleinen Fläche gegen die Fliese geschraubt wird, weswegen für die Gewindestangen kreisrunde Löcher anstelle von offenen Schlitzen gebohrt werden müssen.

Den Schlußpunkt setze der mangelhafte Austausch einer Bodenfliese im Badezimmer. Auch diese hatte einen unschönen Abplatzer, der erst unserem Bausachverständigen auffiel. Wenige Tage nachdem die Fliese ausgetauscht wurde, gab es beim Betreten dieser ein großes Knacken im Fliesenuntergrung und ab dem Moment hörte sich die Fliese hohl an. Hier hatte sich offensichtlich der Fliesenkleber schlagartig von der Fliese gelöst.
Der unschöne Versuch des Seniorchefs mir zu erklären, dass die Fliese mit Silikon eingeklebt wurde und diese Akustik demnach normal wäre, war nicht korrekt und ließ ich auch nicht durchgehen. Die Fliese wurde erneut ausgetauscht.

Kein schönes Kapitel und ich mache drei Kreuze, dass das Thema vorbei ist!