#36 – Treppenantrittsstufe

Bereits in der Werkplanbesprechung äußerten wir den Wunsch, die erste Stufe (Treppenantrittsstufe) in den Keller abgerundet auszuführen. Ich hatte meinen Laptop mitgebracht und zeigte dem Bauleiter anhand meines 3D-Modells, wie wir uns die Ausführung vorstellten.

Auszug auf dem 3D-Modell

Der Bauleiter war kein Freund dieser Idee, da er die Schwierigkeit darin sah die Rundung herzustellen und später auch wieder zu verschließen. Schließlich würde man sonst seitlich in die Dämmung unter dem Estrich schauen.
Da uns diese Rundung jedoch sehr wichtig und hier kein Weiterkommen in Sicht war, einigten wir uns darauf, dass ich mich um das Verschließen der Rundung bis zum Einbau des Estrichs in Eigenregie kümmern sollte.

Auf der Baustelle angekommen, stellte ich mir also die Frage, wie ich nun die Rundung hinbekommen könnte. Als ich die bereits gegossene „nullte“ Stufe auf dem Rohbetonboden sah, dessen Funktion ich nicht verstand, war mir klar, dass ich diese einfach, um den Radius verkängern müsste.
Also erstellte ich eine runde Form aus Metall und übergab diese dem Rohbauer, der so freundlich war, den abgerundeten Anbau an die bereits vorhandene Stufe einzuschalten und bei nächster Gelegenheit mitzubetonieren.

Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Die Rundung war perfekt und alle Flächen standen im rechten Winkel zueinander.

Das große Erwachen kam dann Monate später auf der Baustelle im Gespräch mit dem Fließenleger.
Wie auch im Vertrags- und Werkplan verzeichnet und in meinem 3D-Modell bei der Werkplanbesprechung vorgeführt, sollte der gesamte Erdboden in der Diele gefließt werden, während die erste im Plan (s.u.) verzeichnete Stufe in Holz ausgeführt werden sollte.

Der Fliesenleger teilte mir mit, dass er in dem Fall aber das durchgehende Fliesenbild unterbrechen müsste, um dann auf der im Plan nicht eingezeichneten, jedoch im Zuge des Treppenrohbaus mitbetonierten, „nullten“-Stufe, zwei einzelne Stücke mit Silikonfugen einsetzen müsse.
Wie zum Feufel soll das denn bitte aussehen? Da laufen zwei ganze Fliesen nebeneinander, mit der Fuge in Symetrie zur Eingangstür und den Deckenspots, den kompletten Flur herunter, um dann auf der rechten Seite von zwei einzelnen Stücken, die auch noch mit einem farblich unterschiedlichem Silikon als Fremdköprer umrandet unterbrochen zu werden? Aber ganz sicher nicht.
Der Fliesenleger erklärte mir, dass die „nullte“-Stufe sich im Gegensatz zum schwimmendem Estrich nicht setzen und eine ganze Fliese in dem Fall reißen würde. Auf meine Frage, warum wir denn hier so eine „nullte“-Stufe hätten, antwortete er, dass man dadurch jetzt die s.g. Treppenantrittsstufe mit Holz belegen könnte, wie bei den Treppenstufen. :/
Quasi eine Holzstufe ebenerdig im Fliesenbild. Wird ja immer besser.
Auf die Frage hin, was man denn machen müsste, damit er eine ganze Fliese kleben könnte, antwortet er, dass man den Betonsockel wieder rausstemmen müsste und zwar bis morgen früh, da er vor dem Fliesenlegen auch noch Dämmmaterial und Schnellestrich in das Loch einbringen müsste.
Mir blieb also nichts anderes übrig, als einen Tag Urlaub zu nehmen und den ganzen Tag die Stufe rauszustemmen.

Wie es zu diesem Planungsfehler kommen konnte, ist mir völlig schleierhaft. Einfach nur unbegreiflich.
Wenn man bedenkt, dass ich den von Fließenleger unsauber geschnittenen Radius in der Fliese vorsichtig mit der Scheinscheibe auf dem Winkelschleifer nacharbeiten musste und nach dem zweiten erfolglosen Versuch des Fliesenlegers die gebürstete Eckschiene zu biegen, ohne dass man zehn kleine Knicke in der Oberfläche der Eckschiene gesehen hatte, ebenfalls in Ruhe ein drittes mal selbst ausgeführt habe, bin ich aber mit dem Endergebnis sehr zufrieden.
Dass man mit so einem Sonderwunsch, einen auf Akkord getrimmten Fliesenleger schonmal an seine Grenzen bringt, kann ich ein Stück weit Verständnis.
Dass die abweichende Antrittsstufe weder in den Plänen verzeichnet war, noch in der Werkplanbesprochen (trotz intensiver Gespräche zum Thema Radius) nicht thematisiert wurde, hätte nicht passieren dürfen.