KNX – Eigenleistung

Die Herausforderung bezüglich der KNX Smart Home Anlage besteht darin, dass sich der von EKB ausgewählte Elektriker darauf einlassen muss, dass ich einen noch festzulegenden Umfang an Eigenleistung erbringen möchte. Dies umfasst mindestens die Beschaffung der KNX-Komponenten und deren Programmierung.

Die Schwierigkeit dabei ist natürlich das Thema Gewährleistung, Verantwortung und Sicherheit, was jedoch kein unlösbares Problem darstellt. In der KNX/EIB-Bus Interessengruppe Deutschland mit über 10.000 Mitgliedern wurde das Thema häufiger diskutiert und zeigt klar, dass dies gängige Praxis ist.
In der Regel bieten die Elektriker den Mehraufwand für einen größeren Hauptverteilerkasten samt zusätzlicher Reihenklemmen an und berücksichtigen den Verlege- und Verdrahtungsmehraufwand.

Um in das Thema KNX einzutauchen, habe ich unzählige Tutorials gelesen, mir dann die Software ETS5 beschafft und die ersten Komponenten für einen Testaufbau, welcher Erfolgreich war.

Mittlerweile habe ich die Elektroplanung weitestgehend abgeschlossen, die KNX-Topologie steht für das gesamte Haus und die Außenanlage und das erste Gespräch mit dem Elektriker kann kommen!

Update 20.08.2019: Bei dem Vororttermin mit der Urlaubsvertretung unseres Bauleiters konnte ich das Thema kurz ansprechen. Er signalisierte mir direkt, dass das bereits schon andere Bauherren vor mir so gewollt hätten und dem eigentlich nichts im Wege stände. Klingt erstmal gut!

Update 09.11.2019: Heute war es soweit, das Treffen beim Elektriker der EKB stand an und so reiste ich mit meiner Elektroplanung nach Wassenberg. Dort angekommen erwartete mich der Geschäftsführer und ein KNX-Systemintegrator, mit dem der Elektriker in Sachen KNX zusammenarbeitet.
Also erlärte ich erstmal, dass ich den KNX-Part in Eigenleistung erbringen möchte, woraufhin sich der Systemintergrator freundlich verabschiedete.
Nach einer kurzen positiven Disskusion zum Thema Eigenleistung, erklärte ich dem Geschäftsführer meine Elektroplanung, die ich ihm bereits vorab per Email zugeschickt hatte, aber auch noch einmal in ausgedruckter Form mitbrachte.
Nachdem wir ein, zwei kleine Details besprochen hatten, vereinbarten wir uns, dass er mir für die Arbeiten nun ein Angebot erstellen würde.

Update 12.11.2019: Zu Hause angekommen wurde mir klar, dass eine der großen Herausforderungen darin bestehen würde, die im Festpreis der EKB festgesetzen Kosten für die herkömmliche Elektroinstallation mit meinen Änderungswünschen zu verrechnen. Also setze ich mich hin und erstellte eine aufgedröselte Version meiner Elektroplanung, in der nicht alle unterschiedlichen Elektrosymbole gleichzeitig etagenweise in die Grundrisse eingetragen sind (wie es normalerweise gemacht wird), sondern aufgeteilt auf verschiedenen Leitungs- oder Verbraucherarten. Sprich, einen Elektroplan nur für 230V Deckenauslässe für Licht, einen Elektroplan nur für alle Steckdosen, einen Elektroplan nur für alle KNX-Bus Teilnehmer, usw. Auf den einzelnen Darstellungen gab es dann noch ein paar schriftlichliche Erklärungen und eine tabellarische Gegenüberstellung, der laut Baubeschreibung im Festpreis enthaltenen Inhalte zu den geplanten Inhalten.

Exemplarisch: 2 von 18 Seiten

Update 10.04.2020: Der Bauleiter teilte mir heute mit, dass der Putzer in 13 Tagen mit seiner Arbeit beginnen muss und bis dahin die Elektroinstallation abgeschlossen sein muss. Schock! „Haben Sie sich denn schon mit dem Elektriker vereinbart?“, fragte der Bauleiter.
Das Gespräch mit Elektriker und die Aussage, dass ich ein Angebot erhalten werde, war nun knapp ein halbes Jahr her und bekommen habe ich natürlich nichts. Also rief ich den Elektriker an und fragte, wie es um das Angebot stehen würde. Er sagte, dass wir uns am besten am nächsten Samstag auf der Baustelle treffen sollten, um dort alles zu klären. Naiv wie ich bin, ließ ich mich darauf ein und so verstrichen noch einmal weitere 8 Tage.

Update 18.04.2020: Rückblickend betrachtet, war das Treffen vor Ort eine Farce und sollte nur dazu dienen, mir schonmal vorbereitend die Pistole auf die Brust zu setzen. Vor Ort angekommen, erklärte mir der Geschäftsführer noch einmal, wie zeitlich knapp nun alles sei und man jetzt nur noch fünf Werktage plus den Samstag hätte, um die Elektroinstallation durchzuführen, da der Putzer nach meiner Baustelle für mehrere Monate auf einer Großbaustelle eingesetzt werden würde und dann erst im Anschluss wieder zu uns kommen könnte. Es standen also potentiell zwei Monate Bauverzug im Raum. (Vorweg: Die beiden Putzer fuhren nach Beendigung meiner Baustelle wieder zurück nach Polen, da nach deren Aussage zu dem Zeitpunkt kein Folgeauftrag da war…).
Dann fragte der Geschäftsführer mich, ob meine Planung aus dem November vergangen Jahres noch aktuell sei, was ich bejahte. Ich teilte ihm noch mit, dass unsere finatielle Situation keine großen Sprünge mehr zulassen würde und ich sehr daran interessiert sei zu erfahren, wieviel meiner Planung für die knapp 9000 Euro Festpreisanteil umgesetzt werden könne, um dann zu schauen, welche Teile noch ontop beauftragt werden müssen, bzw. in Eigenleistung erfolgen muss. Daraufhin verabschiedete er sich mit den Worte, dass er nun nach Hause fahren würde, um das Angebot zu erstellen.

Puh…so hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Was ich mir gewünscht hätte wäre, dass wir gemeinsam Raum für Raum abgegangen wären, um dann raumweise die Mehrpreise zu ermitteln, wie ich es aus den Erzählungen meiner zukünftigen Nachbarn kenne.
Im Falle meiner abweichenden KNX-Verkablung hätte das dann wie folgt aussehen sollen:
„Herr van Zadelhoff, hier im Gästezimmer komme ich normalerweise mit einer Zuleitung an und zweige die dann zum Lichtschalter, zur Lampe, zu ihren drei Steckdosen, zu den drei Rolladenmotoren und den dazugehörigen Schalter ab.
Das macht 11 Abweigungen und eine Zuleitung. Bei ihrer Planung fallen jetzt aber wegen dem KNX-Bus die Abzweigungen für den Lichtschalter und die Rollladenschalter weg. Dazu entfällt noch die Abzweigung zum Deckenauslass und zu den Rollladenmotoren. Es bleiben also nur 3 Abzeigungen, dafür wollen Sie 5 Zuleitungen. Wenn ich mit 7×1,5 arbeite werden es sogar nur 3 Zuleitungen, dafür wieder zwei Abzweigungen mehr. Das Gästezimmer liegt direkt über dem HWR mit der Hauptverteilung. Die Kabelwege sind kurz, sagen wir XXX € für den Mehrpreis an Stromleitungen in diesem Raum und den KNX-Bus, sowie ihre Fensterkontakte würde ich vorschlagen, machen Sie lieber in Eigenleistung. Einverstanden? Gehen wir zum nächsten Raum?“

Update 19.04.2020: Es ist Sonntag, 09:26 Uhr. Morgen „muss“ es losgehen und in meinem Email-Postfach liegt das Angebot des Elektrikers. Mich trifft der Schlag.

Das Angebot, welches nur das Verlegen der Kabel, einen Zählerschrank sowei den Potentialausgleich samt Abnahme beinhaltet, beläuft sich auf in Summe >20k.

Es beinhaltet keine KNX-Komponenten, keine Programmierung, keine Verdrahtung der KNX-Komponenten in der HV und kein Material für herkömmliche Steckdosen oder Lichtschalter. Die abschließende Endmontage aller Steckdosen und Schalter ist ebenfalls nicht im Angebot. Es fehlt auch die Erstellung der Dokumentation in Form eines Stromlaufplans, oder einer Klemmenbelegung.

Also was war hier passiert. Der Elektriker hatte einfach jede Zuleitung und jede Abzweigung mit einem pauschalen Preis belegt, die gesamte Elektroplanung damit durchgerechnet und den Festpreisanteil der EKB abgezogen. Die Vorgehensweise ansich wäre soweit in Ordnung, wenn die Pauschalpreise sich auf dem gleichen Niveau befunden hätten, wie im ursprünglichen Leistungsumfang des Festpreisangebotes.
Um das zu plausibilisieren nutzte ich den restlichen Sonntag dazu, die EKB Baubeschreibung mit den im Angebot des Elektrikers genannten Pauschalpreisen durchzurechnen.
Ich wusste also aus dem Angebot was eine Abzweigung kostet und eine Zuleitung. Aus der EKB Baubeschreibung wusste ich wieviele Steckdosen, Deckenauslässe, etc. ich hatte. Da ich selber kein Elektriker bin und nicht genau sagen konnte, wie eine VDE-gerechte Standard-Elektroinstallation auszusehen hat, was ja mit den spezifischen Preisen zusammen die Berechnungsgrundlage hätte sein müssen, holte ich mir hierzu in einer Elektriker-Facebook Gruppe Hilfe von den Profis.

Mit einer Annahme für die Endmontage und dem Steckdosen- und Schaltermaterial hätte ich also irgendwo bei ca.9000 Euro rauskommen müssen. Ich landete irgendwo zwischen 13.000 und 14.000 Euro.
Jetzt saß ich da, wenige Stunden bevor es los gehen musste (es war mittlerweile 2 Uhr Nachts), nachdem der Elektriker mit dem Angebot ein halbes Jahr lang bis zur sprichwörtlich letzten Minuten gewartet hatte und musste mir die Frage beantworten, ob meine Plausibilisierungsrechnung mit den Annahmen falsch sei, oder ich hier mit einer perfekt initierten und getimeten Vorstellung über den Tisch gezogen werden soll.

Auszug Plausibilisierung Angebot

Ich nahm also die Excel-Tabelle und fügte eine weitere Spalte hinzu (grün), in der ich nun raumweise einen Gegenvorschlag nach oben genannten Schema erarbeitete. Wenn ein Raum gemäß Baubeschreibung und spezifischen Preisen des Elektrikers beispielsweise 300 Euro wert war, dann benannte ich Leitungen im Wert von 300 Euro, die ich gerne verlegt bekommen hätte. So wäre sichergestellt gewesen, dass ich einen gleichwertigen Gegenwert zu dem im Festpreis beinhalteten Leistungsumfang erhalten hätte. Ich schickte den Gegenvorschlag ab mit der Anmerkung, dass ich um 7 Uhr auf der Baustelle schonmal Anzeichnen würde, um keine weitere Zeit zu verlieren, mich aber über eine Rückmeldung freuen würde.
Vom Elektriker hörte ich nie wieder etwas….